Nach den Corona-Infektionen in Schlachtbetrieben will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) Werkverträge in der Fleischproduktion verbieten. Das könnte ein Nachteil für die heimische Tierhaltung sein.
Nachdem es in mehreren Schlachtbetrieben zu konzentrierten Infektionen mit dem Coronavirus COVID-19 gekommen war, hat die Bundesregierung gehandelt. Um enge Unterkünfte und oft schwierige Arbeitsbedingungen zu vermeiden, will sie Werkverträge und Arbeitnehmerüberlassungen in der Fleischindustrie ab Januar 2021 verbieten. Das hätte Mehrkosten für Betriebe der Fleischproduktion zur Folge. Politiker und Verbände kritisieren das Vorhaben.
Krüsken: Bedingungen keine Frage der Anstellungsart
Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisiert das Vorhaben der Bundesregierung. Generalsekretär Bernhard Krüsken sagte zum Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Es ist zu befürchten, dass ein pauschales Verbot von Werkvertrags-Konstruktionen die Corona-Situation in den Betrieben und Unterkünften nicht verbessert.“ Keine Diskussion – Arbeits- und Infektionsschutzregeln müssten konsequent eingehalten werden und auch die Frage der Unterbringung müsse hier einbezogen werden, so Krüsken weiter. Er betont, dass das auch im Interesse der Landwirte liegt, es sei aber keine Frage von Werkvertrags- oder Anstellungsverhältnis.
Abwanderung der Fleischproduktion ins Ausland?
Auch aus der CDU werden kritische Stimmen laut. Der agrarpolitische Sprecher der Union, Albert Stegemann, befürchtet, dass durch das Verbot von Werkverträgen die Fleischproduktion aus Deutschland abwandern könnte. „Das hätte massive Folgen für die Landwirtschaft und wäre nicht nachhaltig“, sagte er im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es sei weder wirtschaftlich noch im Sinne des Tierschutzes, wenn etwa Schweine aus Deutschland zur Schlachtung zunächst „quer durch Europa“ gefahren werden müssten. „Die Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft und die Werkvertrags-Konstruktionen stehen zwar zu Recht in der Kritik, aber wir müssen bei aller Notwendigkeit von Änderungen darauf achten, dass die Branche eine Perspektive hat“, so Stegemann. Daran hänge auch die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland. Die Unionsparteien würden sich dafür in den anstehenden Beratungen im Bundestag einsetzen.