milchviehhalter
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In Brüssel protestierten landwirtschaftliche Verbände für faire Bedingungen für Milcherzeuger. Der Vizepräsident des European Milk Boards (EMB) legte die katastrophale Einkommenssituation der Milchviehhalter dar.

  • Protest vor der EU-Kommission
  • EMB sieht noch keine Lösungen
  • Einkommenssituation der Milchviehhalter
  • EMB sieht Ernährungssicherheit in Gefahr

Jüngst demonstrierten Milchviehhalter aus ganz Europa vor dem Sitz der EU-Kommission in Brüssel. Die Forderung: Fairness im Agrarsektor und speziell angemessene Vergütungen für Milchviehbetriebe. Auch der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) schickten Delegationen in Belgiens Hauptstadt. Die Landwirte trugen ihre Anliegen den EU-Agrarministern, die zu dem Zeitpunkt vor Ort tagten, vor – darunter Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.

EMB-Vorsitzender: Noch keine Lösungen in Sicht

Der Vorsitzende des European Milk Boards (EMB), Kjartan Poulsen, fordert von den Agrarpolitikern weitreichende Änderungen: „Wir sehen seit Monaten Proteste der LandwirtInnen in ganz Europa. Es ist offensichtlich: Das Agrarsystem muss reformiert werden.“ Er betont, dass in der aktuellen Diskussion um Lösungen in der Agrarkrise noch nicht deutlich genug sei, in welche Richtung diese gehen müssten. „Eine faire Landwirtschaft, ein faires Einkommen müssen das Ziel für die Reformen sein.“ Es reiche nicht mehr aus, Schwierigkeiten zu umschiffen. Man müsse die Wurzel des Problems angehen und echte Veränderungen schaffen, so der Däne.

Milchviehhalter haben unterdurchschnittliches Einkommen

Laut dem stellvertretenden EMB-Vorsitzenden Elmar Hannen haben Landwirte jahrelang nicht einmal 50 Prozent des EU-Durchschnittseinkommens bekommen. „2016 lagen wir sogar unter 40 Prozent und 2021 haben wir das erste Mal überhaupt erst einen Wert über der 50 Prozent-Marke erreicht“, erklärt Hannen. Das sei nicht nur eine ernstzunehmende Schieflage, sondern eine Katastrophe für die Landwirte und ihre Familien sowie auch für die europäische Ernährungssicherheit. Nicht nur im Hinblick auf die demnächst stattfindende Europawahl sei jetzt die Zeit gekommen, soziale Fairness endlich zu etablieren. Hannen weist darauf hin, dass viele Erzeuger aufgeben und junge Menschen von der Perspektivlosigkeit abgeschreckt werden.

Das EMB fordert, Möglichkeiten sowohl zum Weiterproduzieren, als auch zum Einstieg zu schaffen. „Die Politik muss einen Rahmen für faire Einkommen in der Wertschöpfungskette installieren, so dass kostendeckende Preise an die Erzeuger endlich realisiert werden können. Denn sonst verlieren wir gemeinsam mit den Produzenten auch unsere Fähigkeit, ausreichend Nahrungsmittel in der EU zu produzieren“, befürchtet Hannen. Auch als Voraussetzung für erfolgreiche Umwelt- und Klimamaßnahmen seien kostendeckende Preise essentiell notwendig.