Dürre, Stürme, Hochwasser, Frost: Ernteversicherungen werden immer wichtiger. Während Baden-Württemberg als erstes Bundesland Prämien bezuschusst, behandeln die neuen Bundesländer das Thema Risikomanagement unterschiedlich.
Die Jahre 2018 und 2019 waren von Trockenheit geprägt, was herbe Verluste für die Landwirtschaft bedeutete. 2018 meldeten die Landwirtschaftsministerien der Länder insgesamt drei Milliarden Euro Dürreschäden. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium wurden bis Ende 2019 knapp 292 Millionen Euro an Dürrehilfen ausbezahlt – ein Tropfen auf dem heißen Stein. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Wetterextreme – dazu zählen auch Stürme und Starkregenereignisse – ist es für landwirtschaftliche Betriebe umso wichtiger, unternehmerische Selbstverantwortung in Form von angepasstem und individuellem Risikomanagement zu übernehmen. Zum Teil wird dieses von Ländern bezuschusst, vor allem aber, was den Obstanbau betrifft.
Baden-Württemberg fördert Selbsthilfe bei Risikomanagement
Baden-Württemberg hat im Dezember als erstes Bundesland ein Pilotprojekt gestartet, im Rahmen dessen Landwirte beim Abschluss einer Ernteversicherung bezuschusst werden. Bis Ende März konnten Betriebe Anträge einreichen. Für 2020 sind rund 1.350 Förderanträge eingegangen. “Wir bieten den Bauern keine Vollkasko-Lösungen. Wir schaffen Anreize zur Eigenvorsorge. Hilfe zur Selbsthilfe”, betonte Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Voraussetzung ist ein Selbstbehalt von mindestens 20 Prozent. Die Maximalentschädigung beträgt höchstens 80 Prozent der Versicherungssumme. Gefördert wird die jährliche Versicherungsprämie mit einem Zuschuss von bis zu 50 Prozent, ausgenommen Umsatzsteuer, Skonti, Beiträge, Gebühren und sonstige Steuern. Förderfähig sind die Kulturen der Gruppen Kern- und Steinobst, Strauchbeeren, Erdbeeren, Industrie- oder Mostobst sowie Wein- oder Tafeltrauben.
Brandenburg überträgt Verantwortung dem Bund
In den neuen Bundesländern gibt es zwar noch kein Projekt, das dem baden-württembergischen gleicht, Risikomanagement ist aber ebenfalls Thema. Das Landwirtschaftsministerium Brandenburg erwartet von der Bundesregierung, betriebliche Maßnahmen zum Risikomanagement zu erleichtern. Ein Sprecher beruft sich auf einen Beschluss des Bundesrats aus dem vergangenen Jahr, in dem die Bundesregierung dazu aufgefordert wird, entsprechend zu handeln. Angestrebt wird demnach ein Prämienzuschuss für Versicherungen, aber auch eine Verminderung des Steuersatzes für die Versicherungsrisiken bei Trockenheit und Ertragsausfall bei Tierseuchen. “Insofern halten wir es für sinnvoll, zunächst die Entscheidungen und das Handeln der Bundesregierung abzuwarten” so der Sprecher.
Sachsen hält sich an Nationales Stützungsprogramm
Ernteversicherungen werden in Sachsen derzeit nur im Weinbau im Rahmen des Nationalen Stützungsprogramms (NSP) bezuschusst. Die Finanzierung erfolgt jeweils zu 50 Prozent mit EU-Mitteln und zu 50 Prozent mit privaten Finanzmitteln der Erzeuger. Laut sächsischem Agrarministerium waren im Wirtschaftsjahr 2017/18 168 Hektar – 36 Prozent der gesamten Ertragsrebfläche – über eine Ernteversicherung abgesichert. Bezuschusst wurden Hagelversicherungen beziehungsweise kombinierte Hagel-/Frostversicherungen.