In einem Forschungsprojekt untersucht die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Möglichkeiten, die Sicherheit in Rinderställen für Arbeitskräfte und tiergerechtes Verhalten zu vereinbaren.
- Forschungsprojekt „Sichere Rinderhaltung“
- Spezielle Bullenboxen für höhere Sicherheit in Rinderställen
- Wissenschaftler wollen von Landwirten lernen
- Landwirtschaftliche Betriebe können sich beteiligen
Seit Herbst untersuchen Forscher der Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) sicherheitsrelevante Aspekte im Rinderstall. Der Fokus im Projekt „Sichere Rinderhaltung“ liegt auf Deckbullen, Abkalbung und Treiben von Rindern. Durch Stress, Müdigkeit und Zeitdruck kommt es immer wieder zu Unfällen, insbesondere im Umgang mit den Tieren. Bestimmte Risikomomente heben die Wissenschaftler als besonders kritisch hervor.
Sicherheit in Rinderställen: Spezielle Bullenboxen
Deckbullen in der Milchviehhaltung frei mitlaufen zu lassen, ist seit diesem Jahr aus Sicherheitsgründen verboten. Das geht aus der neuen Unfallverhütungsvorschrift 4.1 der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft hervor. Vielmehr können spezielle Bullenboxen mit direkter Herdennähe für eine tiergerechte Haltung bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitssicherheit sorgen. Der sichere Umgang mit den Tieren steht dabei im Vordergrund, aber die Separation des Bullen bedeutet eine große Umstellung für den Betrieb. Die Herausforderungen sind laut den Forschern die Einberechnung von Arbeitskräften für die Brunstbeobachtung und das Treiben der als brünstig entdeckten Kühe sowie Investitionen. Ziel des Forschungsprojektes ist deshalb, Lösungen für die Wissensvermittlung an die Arbeitskräfte sowie die Integration in den Betriebsablauf mit effizienten Zu- und Abtriebsystemen der Kühe zu entwickeln.
Wissenschaftler wollen aus der Praxis lernen
Als zweites Ziel haben sich die Wissenschaftler gesetzt, konkrete und in der Praxis bereits gelebte Ansätze zur Stressreduktion und zur Arbeitssicherheit beim Verbringen von Rindern in der täglichen Praxis zu erfassen. Dazu zählen unter anderem innovative Treibesysteme, Low-Stress-Stockmanship-Umsetzungen, sichere Abkalbelinien sowie bauliche Maßnahmen, die auf die Sinnesphysiologie der Rinder eingehen.
Für diesen Zweck sucht das Forschungsteam Landwirte, die in ihrem Betrieb Stress beim Treiben von Rindern haben, entweder beim Zutrieb zum Klauenpflegestand, beim Verladen oder bei der Entnahme von Blutproben. Interessierte Betriebe, allerdings nur aus Bayern und Baden-Württemberg, können sich für das Forschungsprojekt anmelden und so auch von einer kostenlosen Beratung profitieren. Das Anmeldeformular steht auf der Internetseite der HSWT als PDF zur Verfügung.