Wissenschaftler testen Möglichkeiten, auf wiedervernässten Mooren Solaranlagen zu errichten und so für Photovoltaik zu nutzen. Landwirte könnten so ein zusätzliches Einkommen generieren.
- Ziele der Bundesregierung
- Wissenschaftler testen Photovoltaik auf wiedervernässten Mooren
- Solaranlagen auf Moorböden: Nicht alle Moore sind geeignet
Mit dem sogenannten Solarpaket I hat sich die Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt: Ab 2026 soll mehr als dreimal so viel Solarenergie zugebaut werden wie bisher. Bis 2030 sollen in Deutschland Solaranlagen mit einer elektrischen Gesamtleistung von 215.000 Megawatt (MW) installiert sein. Eine wichtige Komponente für das Erreichen der Klimaziele ist die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Erzeugung von Solarenergie – und das ohne Interessenkonflikte. Die Nahrungsproduktion muss weiterhin im Fokus stehen. Eine Möglichkeit sind Agri-PV-Anlagen. Sie ermöglichen die gleichzeitige Erzeugung von Strom und landwirtschaftliche Bewirtschaftung auf ein und derselben Fläche. Einen anderen Ansatz untersucht nun das Thünen-Institut gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Die Forscher gehen der Frage nach, ob sich wiedervernässte Moore zur Errichtung von Photovoltaikanlagen eignen.
Wissenschaftler testen Photovoltaik auf wiedervernässten Mooren
Zugunsten des Klimaschutzes sollen einst entwässerte Moore wiedervernässt werden, denn Moore speichern CO2 aus der Luft. Landwirte, die die Flächen bisher bewirtschaftet haben, werden für die Maßnahmen finanziell entschädigt. Laut Thünen-Institut würde aber die Erzeugung von Solarenergie auf ebendiesen Flächen eine zusätzliche Einnahmequelle für landwirtschaftliche Betriebe darstellen. Im Projekt „MoorPower“ soll die generelle Machbarkeit von Photovoltaikanlagen auf Moorböden bei gleichzeitiger Wiedervernässung untersucht werden.
Herzstück des Projekts ist die Beforschung von Moor-PV auf verschiedenen Maßstabsebenen: Auf einer Experimentalfläche in Mecklenburg-Vorpommern bauen die Wissenschaftler auf insgesamt sechs Hektar Anlagen-Designs auf einem noch landwirtschaftlich genutzten Niedermoor mit unterschiedlichen Aufständerungshöhen, Solarmodultypen und Fundamenten. Jede PV-Anlagenvariation wird dann in Kombination mit drei unterschiedlichen Bedingungen der Wiedervernässung, sprich mit drei unterschiedlichen Wasserständen, insbesondere auf ökologische Fragestellungen hin untersucht. Gleichzeitig werden auf einer Materialsfläche in Baden-Württemberg unterschiedliche Materialien, Beschichtungen und Methoden für die Fundamente getestet. In Topfversuchen analysiert das Projektteam, wie sich verschiedene moortypische Pflanzen auf die Verschattung der Solarmodule auswirken.
Solaranlagen auf Moorböden: Nicht alle Moore sind geeignet
„Wichtig ist, für die Doppelnutzung aus Kohlenstoffspeicherung im Torf und Produktion erneuerbarer Energie per Photovoltaik nur entwässerte und stark degradierte Moorflächen zu erschließen, also die derzeit landwirtschaftlich genutzten Moorböden“, erklärt Prof. Jürgen Kreyling von der Universität Greifswald. Es müsse verhindert werden, dass Moorböden für die Installation von Photovoltaikanlagen genutzt werden, ohne dass diese auch wiedervernässt werden. „Denn dann würden die Treibhausgasemissionen aus den Moorböden kontinuierlich weitergehen“, so der Wissenschaftler. Naturschutzfachlich wertvolle Moore und Moorböden innerhalb gesetzlicher Schutzgebiete hingegen sind für die Forscher tabu.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt dafür sieben Millionen Euro für einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren bereit.